Tarifchaos im Gebäudereiniger-Handwerk

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Eigentlich gibt es rückwirkend zum 01.01.2007 ein zusätzliches Urlaubsgeld für Arbeitnehmer im Gebäudereiniger-Handwerk. Und eigentlich gibt es ab 01.01.2008 auch einen neuen Tariflohn im Gebäudereiniger-Handwerk. Tja, und eigentlich bleibt alles so wie es ist.

So wie es sich derzeit darstellt, sind sich die Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände einig. Da wurden Tarifabschlüsse getätigt und auf den Weg gebracht.


Eher halbherzig wurde das zusätzliche Urlaubsgeld verabschiedet. Das hört sich im ersten Moment richtig toll an. Die Sache hat nur einen Harken. Auch wenn das zusätzliche Urlaubsgeld seine Gültigkeit rückwirkend ab 01.01.2007 hat, so besteht noch lange kein Anspruch für den Arbeitnehmer.

Da im Tarifvertrag auch eine Zweimonatsklausel zur Nach- bzw. Rückforderung von Lohn enthalten ist, kann ein Arbeitnehmer nur das zusätzliche Urlaubsgeld verlangen, wenn er innerhalb der letzten zwei Monate entsprechenden Urlaub genommen hat. Dies jedoch auch nur dann, wenn dieser Tarifabschluss für Allgemeinverbindlich erklärt wurde. Diese Erklärung erfolgte bisher jedoch noch nicht.

Mit Wirkung zum 01.01.2008 sollte nun der neue Lohntarif im Gebäudereiniger-Handwerk in Kraft treten. Die darin enthaltene Vereinbarung beinhaltet eine Lohnerhöhung von 3,5% aller Lohngruppen, auf den derzeit gültigen Tariflohn. Der Antrag zur Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit des Mindestlohntarifvertrages zum 1. Januar 2008 ist gestellt und liegt beim Bundesarbeitsministerium zur Entscheidung.

Diese Entscheidung wurde jedoch noch nicht getroffen, so das die Mitglieder der Gebäudereinigerinnung nur verpflichtet sind, den alten bestehenden Tarifvertrag zu erfüllen.

Diese ganze Geschichte hat uns nun seit Mai 2007 verfolgt, ohne das für die rund 850.000 Beschäftigte im Gebäudereiniger Handwerk zu einem spürbaren Ergebnis gekommen ist.

Wenn das nicht schon alles schlimm genug wäre. Seit 01.01.2007 müssen wir die erhöhte Mehrwertsteuer verkraften. Die Energiepreise steigen immer weiter an. Und letztendlich sinkt nicht nur die Kaufkraft, sondern gibt es immer mehr Arbeitnehmer die trotz Mindestlohn am Existenzminimum leben. Einziger Vermutstopfen, zum 1. Januar 2008 sinkt der Beitragssatz der Arbeitslosenversicherung dank der anhaltenden positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt und der Milliarden-Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit von 4,2% auf 3,3%.

Allerdings soll im Juli die Pflegeversicherungsbeiträge um 0,25% angehoben werden, das entspricht dann einem Beitragssatz von 1,95% des Bruttolohns.

Es wird also höchste Zeit, dass im Lohn der Gebäudereiniger etwas passiert. Zudem spielt auch der Markt und die Branche verrückt. Dadurch das es derzeit keine klare Tariflohnsicherheit gibt, wird unsere Dienstleistung nach allen Regeln der Kunst kaputt kalkuliert. Unsere Kunden sind dabei auch nicht von gestern, und fordern bei den Angebotsabgaben Preisbindungen von 1-2 Jahren.

Was zum Ergebnis führt, dass konservative Kalkulationen oft zu teuer und andere wiederum viel zu günstig sind. Bzw. wird auch hart am Rande des geltenden Mindestlohnes kalkuliert.

Das heißt auf einer Seite machen Gebäudereiniger neue Vertragsabschlüsse, mit denen sie im kommenden Jahr mit Sicherheit zu kämpfen haben. Andere machen keine Neuverträge und werden so über kurz oder lang um das nackte Überleben kämpfen müssen.

Hier kann derzeit nur der Bundesarbeitsminister eingreifen und die Allgemeinverbindlichkeit unterzeichnen, damit wieder etwas Ruhe einkehrt. Wann das sein wird, steht allerdings in den Sternen.

Eine Situation, die für alle Beteiligten mehr als Unbefriedigend ist.

2 Kommentare
  1. oscar
    oscar sagte:

    🙂 Frau Prades spricht mir aus dem Herzen.Uns geht es ähnlich, als kleines Gebäudereinigungsunternehmen haben wir mit den gleichen Problemen zu kämpfen.
    Dieses ganze Tarifchaos kommt doch nur zustande,weil der Bundesinnungsverband als selbsternannter Interessenvertreter der Gebäudereiniger (unser nicht!) krampfhaft versucht, die Intressen seiner großen Einzelmitglieder zu schützen und diesen in den A…. kriecht.Viele tausende kleine Reinigungsunternehmen müssen darunter leiden, weil sofort alles allgemeinverbindlich erklärt wird.Bei uns sind viele Arbeitskräfte, die früher für große Einzelunternehmen des BIV gearbeitet haben und für deren Dumpingspreise qm-Leistungen erbringen mußten,die völlig unrealistisch sind.Dazu kamen noch schlechte Arbeitsbedingungen, gestrecktes Material u.s.w..
    Wie schon gesagt, Schulen mit einer qm-Leistung von 750qm/Stunde kalkuliert in den Bereichen, sind wohl unter dem Strich nur noch Dreckställe!
    Das hat mit unserem Handwerk der Gebäudereinigung nichts mehr zutun.
    Und so etwas wird auf Kosten der kleinen Betriebe noch unterstützt.
    Interessant ist auch, wie die drei-fünf bekannten großen Unternehmen jetzt den Mindestlohn unterlaufen.Wer kontrolliert dort?
    Das als kleine Anmerkung zu dem Geschriebenen von Frau Prades mit herzliche Grüssen an alle Kollegen im Handwerks, die ehrlich´und “sauber” arbeiten.

  2. Angelika Prades
    Angelika Prades sagte:

    Mein Kommentar dazu ist.
    Ich glaube eine gute Arbeitgeberin zu sein. Da wir ein sehr gutes Verhältnis auch zu sozialschwachen Arbeitnehmer haben. Wir nehmen an Ausschreibungen teil, das endrsoldat ist. Nur der nieddrigste wird genommen. Was machen Natürlich die großen Firmen niedrig kalkulieren weniger AN einsetzen. Da soll eine gute Qulität rauskommen. Wo frage ich mich. Auch kleine Firmen können reinigen vielleicht sogar besser. Ich habe an vielen Schulen schon bei der Ausshreibung teilgenommen. Das sich noch keine Eltern beschwert haben wundert mich. Bei der Reinigung wird doch immer gespart und beim Arbeitnehmer bleibt es hängen.Ich nehme nur an Angeboten teil wo ich mein Lohn erhalte und mein Arbeitnehmer mit der Arbeit zufrieden ist. So behalte ich natürlich auch meine Reinigungskräfte. Die sind zufrieden mit der Arbeit und eine gerechte Lohnzahlung. Unser Motto ist einen guten Auftrag gute Leistung der Arbeitnehmer und Auftragnehmer ist zufrieden.Und wir kommen langsam aber sicher hoch. Auch mit dem Material wird bei großen Firmen gespart. So kann man nicht zufrieden sein.Ein gutes Beispiel wo man mit den Ohren schlackerm muß, wir haben einer Firma ausgeholfen bei einer Reinigung im Lebensmittelbereich. Unter den Mopp Maden, unsere Arbeitnehmer darauf hin wir reinigen nur hier wenn wir eigene Reinigungsmaterialien bekommen.Es gibt sovieles was mal in Fernsehen kommen muß damit man sich mal einen Kopf macht wie hart eine Reinigungskraft arbeiten muß. Nicht nur um den heißen Brei reden.
    Das wäre mal ein kleiner Kommentar zur Reinigung. Ich könnte ein Buch dazu schreiben.

    Gebäudereinigermeisterin
    Angelika Prades

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