Mein Leben in den ersten fünf Jahrzehnten – Episode 1

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Zu einem runden Geburtstag denkt man ja doch etwas intensiver über sich nach und reflektiert, was so in den letzten Jahren passiert ist.

Genau das habe ich in den letzten Wochen gemacht. Herausgekommen ist eine “kurze Zusammenfassung”, die ich euch heute in fünf Episoden erzählen möchte.

Die Geburt

Stunde Null war irgendwann im Sommer 1965. Meine Mutter glaubte an die Liebe und ein Kerl wollte nur das Eine. Meine Mutter lernte ich nach der Geburt näher kennen, den Kerl meiner Mutter niemals.

Am Freitag, den 15. April 1966 tat ich am späten Abend, zwischen 22:00 und 23:00 Uhr, meinen ersten Schrei.

Geboren in einer intoleranten Zeit, für Mütter ohne einen entsprechenden Mann und für Kinder mit einem unbekannten Vater.

So stand erst einmal Matthias Brand, geboren am 15. April 1966 in Celle (Niedersachsen) in meiner ersten Geburtsurkunde. Der Nachname meiner Mutter.

In der Chronik zum Thema Weltgeschehen steht zum Beispiel:

15.4.1966
Politische Beobachter berichten aus Havanna, dass seit dem 1. Dezember 1965 insgesamt 14 000 Menschen Kuba verlassen haben. Regierungschef Fidel Castro legalisierte an diesem Tag die Auswanderung in die USA, um seinen Inselstaat “von Konterrevolutionären zu befreien”.

Besser gefällt mir diese Meldung.

15.4.1966
Der nordrhein-westfälische Landtagspräsident Wilhelm Johnen (CDU) tritt von seinem Amt zurück. Er hatte in angetrunkenem Zustand das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Quelle: www.chroniknet.de

Am gleichen Tag wurde Samantha Fox, britische Sängerin und Fotomodell geboren.

Quelle: wikipedia.de.

Okay, ich gebe zu, Samantha sah schon immer besser aus als ich.

Viel mehr kann ich euch jedoch nicht zu dem 15.04.1966 erzählen. Was mit Sicherheit auf euer Verständnis trifft. Schließlich konnte ich damals meine Erinnerungen noch nicht in einem Weblog verfassen. Was nicht allein an meinem Alter lag, sondern der Tatsache geschuldet ist, das es noch kein Internet und keine Weblogs gab.

 

Die nächsten Jahre

Die wohl glücklichste Kindheit verlebte ich irgendwann zwischen 1968 und 1970, als ich für einige Zeit bei meinem Patenonkel und meiner Patentante lebte. Mein Onkel hatte sich damals recht stark für mich gemacht, um mich aus der bestehenden Lebenssituation zu holen. Die Zeit sollte meine Mutter nutzen um ihr Leben zu ordnen.

Hätte schief gehen können, laut Familiengeschichte hatte mein Onkel eine Anzeige wegen Kindesentführung von meiner Mutter am Hals. Er hätte mich wohl nicht so einfach aus meinem Umfeld im Krankenhaus holen sollen, wo ich meine Zeit verbrachte, während meine Mutter arbeitete. Allerdings klärte sich wohl alles auf und Mutter ließ ihr Kind bei ihrem Bruder.

Die Zeit verging, Mutter heiratete einen Mann, ein zweiter Sohn bzw. mein erster Bruder wurde geboren. Nach der Geburt meines ersten Bruders, ging es für mich zurück nach Celle zur Mutter und ihrem neuen Mann. 1971 folgte mit der ganzen Familie der Umzug nach Rüsselsheim.

Matthias Brand sollte es später nicht so schwer in der Schule haben. Eine der wenigen sinnvollen Entscheidungen, die meine Eltern damals trafen, ich nahm den Namen meines Stiefvaters an und wurde nun als Matthias Stawinski, geboren am 15. April 1966 in Celle (Niedersachsen) geführt.

Ich wurde nicht adoptiert und es wurde keine Vaterschaft anerkannt. Es wurde nur mein Nachname umgeschrieben, beim Amtsgericht Rüsselsheim.

Stawi 1968

Stawi 1969

Stawi bei Oma und Opa.

Stawi 1969

Stawi Weihnachten 1969

Stawi 1968

Stawi 1968

Stawi 1970

Stawi 1970

 

Zehn

15. April 1976 der erste runde Geburtstag in einem jungen Leben.

Ich ging seit drei Jahren zur Schule und konnte mich dafür nur wenig begeistern. Einziger Vorteil, war ich in der Schule, war ich nicht zu Hause.

In der Zwischenzeit hatte ich, nach einer Risikoschwangerschaft meiner Mutter, einen weiteren Bruder 1974 bekommen, auf den die ganze Welt Rücksicht nehmen musste. Mein Stiefvater nervte zusehends und ich hatte wenig gute Gedanken für ihn übrig.

Einen Sehfehler meines rechten Auges hatte bis dahin niemand erkannt. Auf meine Zähne wurde auch kein großer Wert gelegt. Zu Hause artig und ruhig sein, morgens zur Schule gehen, nach Hause, früh schlafen gehen.

Spielen mit Freunden, Fehlanzeige. Das war also mein Leben und Tagesrhythmus.

Als glückliche Kindheit würde ich es nicht bezeichnen. Es prägten mich in meinem jungen Leben auch mehr die schlechten, als die guten Erinnerungen.

Heute wird so etwas Häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung genannt. Damals war das fast normal und für mich die Tagesordnung.

Aus meiner heutigen Sichtweise und Ansicht über mich selbst, war ich in den ersten zehn Lebensjahren noch ein recht unproblematisches Kind. Ich hatte durch meine Erziehung Manieren, war Aufmerksam und freundlich zu meinen Mitmenschen. Erwachsenen gegenüber war ich respektvoll. Vor meinen Stiefvater hatte ich Angst. Meine Mutter liebte ich und hielt sie für schwach.

Somit schließe ich den unschönen Teil hier aber mal ab.

In den Chroniken findet man das zum Beispiel:

15.4.1976
Die letzten fünf sowjetischen Kriegsschiffe verlassen auf Anordnung der Kairoer Regierung den Hafen der ägyptischen Stadt Alexandria. Im Zusammenhang mit der Kündigung des ägyptisch-sowjetischen Freundschaftsvertrags durch Ägypten hatte Kairo alle sowjetischen Militärangehörigen zum Verlassen des Landes aufgefordert.

Geboren wurde an diesem Tag Markus Hausweiler, deutscher Fußballspieler und Seigō Narazaki, japanischer Fußballspieler

Quelle: www.chorniknet.de

Fortsetzung folgt….