An unserem vierten Tag in Prag hatten wir genug von Großstadttrubel und beschlossen, die Umgebung zu erkunden. Unser Ziel: die beeindruckende Burg Karlstein (Karlštejn), etwas außerhalb der Stadt gelegen. Anstatt mit dem Auto zu fahren, entschieden wir uns für ein kleines Abenteuer mit Bus und Bahn – und das bei strahlendem Sonnenschein, der uns schon früh ins Schwitzen brachte.
Die Fahrt selbst war schon ein kleines Erlebnis. Gemächlich zuckelte der Zug durch die böhmische Landschaft, vorbei an kleinen Dörfern und grünen Feldern. Im Bus ging es dann die letzten Kilometer hinauf zur Burg. Schon von Weitem konnten wir die imposante Silhouette von Karlstein auf einem bewaldeten Hügel thronen sehen.
Karlstein: Mehr als nur eine Burg
Karlstein ist wirklich etwas Besonderes. Sie wurde im 14. Jahrhundert von Kaiser Karl IV. erbaut und diente nicht nur als uneinnehmbare Festung, sondern vor allem als sicherer Aufbewahrungsort für die böhmischen Kronjuwelen, die Reichskleinodien und heilige Reliquien. Die strategische Lage und die massive Bauweise zeugen von der Bedeutung, die Karl IV. diesem Ort beimaß.
Besonders beeindruckend ist die architektonische Gliederung der Burg, die die Hierarchie der Werte widerspiegelt. Von den einfachen Wirtschaftsgebäuden über den Kaiserpalast und die Marienkirche bis hin zur alles überragenden Heilig-Kreuz-Kapelle im Großen Turm – alles war darauf ausgelegt, die wertvollen Schätze und Reliquien angemessen zu schützen. Die Heilig-Kreuz-Kapelle gilt als einer der heiligsten Orte Böhmens und beeindruckt mit ihrer einzigartigen Ausstattung.
Unser Besuch bei sommerlicher Hitze
Bei der sommerlichen Hitze war der Aufstieg zur Burg zwar etwas schweißtreibend, aber die Mühe hat sich definitiv gelohnt. Die Aussicht von den Burgmauern über die umliegende Landschaft war fantastisch. Wir nahmen an einer Führung teil und erfuhren viel über die bewegte Geschichte der Burg und ihre Bedeutung für Böhmen und das Heilige Römische Reich.
Die dicken Mauern und die beeindruckende Bauweise vermittelten uns einen guten Eindruck davon, wie das Leben hier im Mittelalter gewesen sein muss. Besonders die Heilig-Kreuz-Kapelle mit ihren wertvollen Wandmalereien und der besonderen Atmosphäre hat uns in ihren Bann gezogen.
Nach der Besichtigung ließen wir uns in einem der kleinen Restaurants unterhalb der Burg nieder und stärkten uns mit einem kühlen Getränk – die Hitze hatte uns doch ziemlich zugesetzt. Die Rückfahrt mit Bus und Bahn war dann angenehm entspannt, und wir konnten die ersten Eindrücke des Tages noch einmal Revue passieren lassen.
Wandertag im Böhmischen Karst
Doch unser Ausflug sollte noch mehr bieten. Am 6. September 2021 nutzten wir die Gelegenheit, die reizvolle Umgebung von Karlstein wandernd zu erkunden. Der Böhmische Karst, in dem sich die Burg befindet, ist eine faszinierende Landschaft mit schluchtartigen Tälern und bizarren Felsformationen. Insgesamt legten wir an diesem Tag rund 21 Kilometer zurück und entdeckten dabei die Schönheit dieser einzigartigen Karstlandschaft.
Besonders beeindruckend waren die Täler des Berounka-Flusses und die markanten Felsen, die immer wieder den Weg säumten. Obwohl es keine tiefen Schluchten im klassischen Sinne gab, bot die abwechslungsreiche Landschaft mit ihren bewaldeten Hängen und den sanft fließenden Gewässern eine wunderschöne Kulisse für unsere Wanderung. Vielleicht haben wir auch einen Blick auf die Karlické údolí (Karliker Tal) erhascht, das mit seinem tieferen Einschnitt einen leicht schluchtartigen Charakter hat.
Nach einem erlebnisreichen Tag und vielen Kilometern in den Beinen traten wir die entspannte Rückreise nach Prag mit Bus und Bahn an. Der Ausflug nach Karlstein, verbunden mit der ausgedehnten Wanderung durch den Böhmischen Karst, war eine perfekte Kombination aus Kultur und Natur und hat uns die Vielfalt der tschechischen Landschaft einmal mehr vor Augen geführt.
Habt ihr auch schon mal eine historische Sehenswürdigkeit mit einer Wanderung in der umliegenden Natur verbunden? Erzählt uns von euren Entdeckungen!
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