Unser sechster Tag in Prag stand ganz im Zeichen von Kunst und Kultur. Nach einer ausgiebigen Zeit mit Freunden am Vormittag ließen wir uns einfach treiben und genossen einen entspannten Bummel durch die malerische Altstadt. Die charmanten Gassen, historischen Gebäude und das lebendige Treiben saugten wir ganz in uns auf.
Am Nachmittag stand ein weiteres Highlight auf dem Programm: der Besuch der Galerie Václava Špály. Hier tauchten wir ein in die faszinierenden Werke von Michal Škapa. Durch unseren Freund David Strauzz waren wir bereits auf diesen spannenden Künstler aufmerksam geworden, hatten ihn kennengelernt und nun hatten wir die Gelegenheit, seine Arbeiten in einer Galerie zu erleben.
Michal Škapa / Tron: Ein Pionier der tschechischen Graffiti-Szene erobert die Galerien
Michal Škapa, auch bekannt als Tron (Jahrgang 1978), ist eine absolute Größe in der tschechischen Graffiti-Szene. Er gehört zur starken Generation der 90er-Jahre und hat diese Szene lange Zeit maßgeblich geprägt. Was Škapa so besonders macht, ist sein beeindruckender Übergang von den Straßen in die etablierte Kunstwelt. Er war Teil der legendären Trafo Gallery in Prag und hat elf Jahre lang ein Atelier in der Meet Factory gehabt.
Als Künstler bedient sich Škapa einer beeindruckenden Vielfalt an Medien und Formaten. Seine Bandbreite reicht von riesigen Murals über abstrakte Acrylbilder und figurative Airbrush-Kompositionen bis hin zu ortsspezifischen Installationen und räumlichen Objekten. Darüber hinaus ist er auch als Grafikdesigner tätig. Škapa hat die serigrafische Werkstatt Analog! Bros gegründet und arbeitet eng mit dem Label BiggBoss zusammen.
Seine Bedeutung in der tschechischen Kunstszene wird durch seine Teilnahme an bedeutenden Ausstellungen unterstrichen, darunter die wegweisende internationale Graffiti- und Streetart-Show Names (2008) und die Ausstellung „Městem posedlí“ (Besessen von der Stadt, 2012) in der Prager Stadtgalerie. Er vertrat sogar die Tschechische Republik auf der EXPO 2010 in Shanghai. Zu seinen wichtigsten Einzelausstellungen zählen „00 NIC“ (00 Nichts) in der Trafo Gallery (2011), „Ode zdi ke zdi“ (Von Wand zu Wand) in der Galerie der Schönen Künste (GAVU) in Cheb (2012) und das Schlüsselprojekt „Graffoman“ in der Chemistry Gallery in Prag (2014). Auf „Graffoman“ folgte die erfolgreiche Ausstellung „Analfabet“ (Analphabet) in der Trafo Gallery (2017), zu der auch Škapas erster großer Katalog erschien. 2018 nahm Škapa mit seinem Außen-Neonobjekt „Zjevení“ (Erscheinung) am Signal Festival teil und präsentierte seine bisher größte Ausstellung „Babylon“ in der Villa Pellé.
Einige Werke von Michal Škapa in der Galerie Václava Špály zu sehen, war ein echtes Erlebnis. Seine dynamischen und vielschichtigen Arbeiten, die oft die Energie und den Stil der Graffiti-Kunst in einen neuen Kontext übertragen, haben uns sehr beeindruckt.
Auf unsere Frage, wann er denn mit dem Graffiti in der Stadt aufgehört habe, antwortete er ganz ehrlich und mit einem Augenzwinkern: „Als ich älter wurde und nicht mehr so schnell abhauen und weglaufen konnte.“Eine ehrliche Ansage, die seine Wurzeln nicht verleugnet und umso schöner zeigt, dass er der Kunstwelt so viel zu geben hat.
So ging ein weiterer fantastischer Tag in Prag, ganz im Zeichen der inspirierenden Kraft von Kunst und Freundschaft, am späten Abend zu Ende.
Seid ihr auch schon zufällig auf Künstler gestoßen, deren Werdegang euch besonders beeindruckt hat? Teilt eure Entdeckungen gerne mit uns!
Neue Kommentare