Ein Abend ohne Eile

Manchmal sind es nicht die lauten Attraktionen, die eine Reise unvergesslich machen, sondern die stillen Momente dazwischen. So erlebten wir Prag am Abend des 3. September 2021. Nach einem Tag voller Entdeckungen sehnten wir uns nach Ruhe und beschlossen, die Stadt einfach auf uns wirken zu lassen – ohne festen Plan, ohne Eile.

Unser Spaziergang begann an einer unscheinbaren Eisenbahnbrücke. Von hier aus bot sich ein unerwartet schöner Blick auf eine Kirche, deren zwei Türme im weichen Licht des späten Nachmittags besonders zur Geltung kamen. Es war ein Augenblick der Besinnung, ein kurzer Atemzug inmitten der geschäftigen Stadt.

Die Moldau im sanften Licht

Von der Brücke aus zog es uns ans Ufer der Moldau. Die Sonne sank tiefer und tauchte den Fluss und die umliegenden Gebäude in ein warmes, goldenes Licht. Es war kein spektakulärer Sonnenuntergang mit knalligen Farben, sondern eher ein sanftes Glühen, das eine friedliche Atmosphäre schuf. Wir schlenderten entlang des Kais, das leise Plätschern des Wassers begleitete unsere Schritte. In solchen Momenten scheinen die Uhren langsamer zu ticken.

Ein architektonischer Blickfang im Abendlicht

Unser Weg führte uns vorbei am Tanzenden Haus. Dieses architektonische Juwel, entworfen von dem in Zagreb geborenen tschechischen Architekten Vlado Milunić in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Architekten Frank Gehry, steht markant am Rašín-Kai (ursprünglich Palacký-Kai). Tagsüber zieht seine ungewöhnliche Form alle Blicke auf sich, doch in der Dämmerung entfaltete es eine ganz eigene Magie. Die geschwungenen Linien warfen lange, weiche Schatten, und das einfallende Licht verlieh dem Bürogebäude, das Heimat vieler internationaler Firmen ist, eine fast skulpturale Anmutung.

Der Tag klingt aus bei einem tschechischen Bier

Den Abschluss unseres entspannten Abends bildete der Besuch einer typischen Prager Kneipe. Kein schickes Etablissement, sondern ein gemütlicher Ort, an dem sich Einheimische und Besucher gleichermaßen wohlfühlen. Bei einem kühlen, goldgelben tschechischen Bier ließen wir die Eindrücke des Tages Revue passieren. Es war ein stiller Genuss, ein Moment der Entspannung, bevor wir uns wieder in das Treiben der Stadt stürzen würden.

Es sind oft diese unscheinbaren Abende, die eine besondere Qualität haben. Ohne große Aufregung, aber gefüllt mit kleinen, feinen Beobachtungen und einem Gefühl der Ruhe. Prag hat uns an diesem Abend eine andere Seite gezeigt – eine, die man nur entdeckt, wenn man sich die Zeit nimmt, einfach nur da zu sein.

Erinnert ihr euch auch an solche Abende auf Reisen, die ohne besondere Vorkommnisse unvergesslich geblieben sind? Ich freue mich auf eure Geschichten!

Eigene Fotografien