29. Mai – Abgabe Wohnmobil und unser zweiter Besuch in Halifax

Nach Wochen auf den endlosen Straßen Neufundlands und Nova Scotias war der Tag gekommen, an dem unser treuer Begleiter, das Wohnmobil, in Rente gehen sollte. Wir steuerten es zum Vermieter in Enfield, fest entschlossen, es in makellosem Zustand zurückzugeben. Als der Vermieter uns mit deutlicher Verwunderung ansah und fragte, warum wir so gründlich geputzt hätten, fühlten wir uns kurz ertappt. „Wir haben das Reinigungspaket gebucht“, erklärten wir, doch sein Schmunzeln verriet, dass wir uns diese Mühe hätten sparen können. Kein Problem, das übernehmen wir ohnehin für euch“, meinte er und winkte ab. Trotzdem, die Mischung aus Erleichterung und Stolz, unser mobiles Zuhause perfekt übergeben zu haben, war ein schönes Gefühl.

 

Ein Taxi brachte uns zurück ins vertraute Hotel. Der Tag war noch jung, und wir spürten eine Mischung aus Abenteuerlust und Wehmut. Was macht man am letzten Tag einer großen Reise? Für uns war die Antwort klar: ein letztes Mal auf kanadischem Boden Golf spielen!

🏌️ Golf in der Wildnis: Der Airlane Golf Club

Unsere Wahl fiel auf den Airlane Golf Club, einen kleinen, versteckten Platz am Rande des Flughafens. Das satte Grün der Fairways leuchtete in der Sonne, während über uns die Flugzeuge majestätisch starteten und landeten. Das tiefe Grollen der Triebwerke in der Ferne bildete eine surreale, fast meditative Geräuschkulisse zu unserem Spiel.

Der Club empfing uns mit einer Herzlichkeit, die wir in den letzten Wochen so oft erlebt hatten. Touristischer Besuch war hier selten, und so fielen wir sofort auf. Die Leihschläger-Auswahl war überraschend gut und das Greenfee unschlagbar günstig. Perfekte Bedingungen für entspannte neun Löcher, bei denen wir die kanadische Ruhe und die freundliche Gesellschaft in vollen Zügen genossen.

Nach dem Spiel und einem erfrischenden Drink im Clubhaus wollten wir ein Uber zurück ins Hotel rufen. Doch wir hatten die Rechnung ohne die kanadische Realität gemacht. Der Mobilfunkempfang war so schwach, dass er fast nicht existierte, und das WLAN brach zusammen. Wir saßen fest – im „Nirgendwo“, abgeschnitten von der digitalen Welt. Doch die Hilfsbereitschaft ließ nicht lange auf sich warten. Die Dame vom Club bemerkte unsere Notlage, fragte in die Runde, ob uns jemand mitnehmen könnte, und als niemand gerade losfahren wollte, bot sie selbst an, uns zu fahren. Die Fahrt zurück wurde zu einem wunderbaren Smalltalk über das Leben in Nova Scotia, über die Schönheit der Natur und die Ruhe, die man hier fand. Ein letztes Beispiel kanadischer Gastfreundschaft.

🍽️ Ein letzter Hauch von Halifax

Am späten Nachmittag zog uns Halifax ein letztes Mal in seinen Bann. Mit dem Bus ging es in das pulsierende Stadtzentrum. Dort, am Hafen, fanden wir das perfekte Abschiedsessen: die wohl besten Lobster Rolls unserer gesamten Reise. Jeder Bissen war eine Explosion von Geschmack, ein letzter Gruß vom Atlantik. Die besondere Atmosphäre der Hafenstadt, die Mischung aus historischen Backsteingebäuden und modernem maritimen Flair, saugten wir noch einmal in uns auf.

Mit vollen Mägen und glücklichen Herzen kehrten wir zum Hotel zurück. Unsere Koffer waren gepackt, das Abenteuer ging zu Ende. Morgen würden wir Kanada verlassen, aber die Erinnerungen an die endlosen Straßen, die herzlichen Begegnungen und die atemberaubende Natur würden uns noch lange begleiten. Es war ein perfekter Abschied.

 

Nachdem wir Bonavista hinter uns gelassen hatten, begleitete uns das vertraute neblige und nasse Wetter auf dem Weg nach St. John’s. Der feuchte Nebel legte sich kühl auf unsere Haut und dämpfte jedes Geräusch, während das entfernte Rauschen des Windes in den Bäumen zu hören war. Die Luft roch nach nassem Asphalt und dem salzigen Hauch des nahen Ozeans. Unsere Hände wurden klamm, wenn wir draußen nach dem Weg suchten, und manchmal prickelte der Nebel auf den Wangen wie feine Nadelstiche.

Nach Tagen voller Regen genossen wir endlich trockenes Wetter, auch wenn der kräftige Wind auf Signal Hill uns fast die Mützen vom Kopf wehte. Signal Hill, berühmt für seine Rolle in der Geschichte der transatlantischen Funkübertragung, empfing uns mit spektakulären Ausblicken auf das tobende Meer und das bunte Häusermeer von St. John’s. Der Spaziergang entlang der Wanderwege fühlte sich beinahe wie eine kleine Expedition an – immer wieder blieben wir stehen, um die steilen Klippen und das Spiel der Wolken über dem Wasser zu bestaunen. „Hier oben kann man spüren, wie nah Wildnis und Zivilisation beieinanderliegen“, meinte Sascha, während ich ein Foto nach dem anderen schoss.

Der Regen hatte uns weiterhin fest im Griff. Gut, dass wir im Museum „The Rooms“ Unterschlupf fanden – drinnen war es wenigstens trocken und die Ausstellungen boten einen spannenden Einblick in Kultur und Geschichte, während draußen die Welt weiter vor sich hin tröpfelte.