20. Mai – Von Terra Nova nach Twillingate
Dann hieß es Abschied nehmen von Terra Nova. Bevor es weiterging, machten wir Halt an einem Lost Place.
The Old Mill – Ruinen, Legenden und rote Augen
Am Ende der Angle Brook Road in Glovertown ragt ein gewaltiges Betongebäude aus dem Wald. Von weitem wirkt es wie eine Festung, doch bei näherem Hinsehen erkennt man eine unvollendete Ruine: The Old Mill, das gescheiterte Industrieprojekt der Terra Nova Sulphite Company.
In den frühen 1920er-Jahren sollte hier eine moderne Papiermühle entstehen. Man träumte von Arbeitsplätzen und Aufschwung, doch Finanzprobleme brachten den Bau zum Stillstand. Zurück blieb ein stummes Monument aus grauem Beton – ohne Dach, ohne Fenster, von der Natur und der Zeit gezeichnet.
Heute zieht die Ruine Besucher an, die sich für Industriegeschichte und Lost Places interessieren. Manche kommen tagsüber, um die Graffitis zu bestaunen und die gespenstische Architektur zu fotografieren. Doch andere zieht es bei Dämmerung hierher – wegen der Legende, die sich um den Ort rankt.
Die Einheimischen erzählen von einem Geist, der seit der Bauzeit hier spuken soll. Ein junger Arbeiter sei damals ums Leben gekommen – manche sagen, er stürzte in die Tiefe, andere sprechen von einem Unfall mit Beton oder Blei. Was blieb, so die Geschichte, seien seine leuchtend roten Augen. „Red Eyes“ nennen die Leute den Geist, der angeblich durch die Mauern der Mühle wandert.
Viele berichten, bei Nacht ein unheimliches Glühen in der Dunkelheit gesehen zu haben. Manche spürten das Gefühl, beobachtet zu werden, andere sahen eine Gestalt mit weit aufgerissenem Mund am Rand der Sanddünen stehen. Ob Wahrheit oder Fantasie – die Geschichten haben „The Old Mill“ zu einem der unheimlichsten Orte Neufundlands gemacht.
Heute ist die Ruine ein Symbol: für große Träume, die nie wahr wurden, und für die Macht von Geschichten, die Orte lebendig halten. Wer den Mut hat, sollte sich Zeit nehmen, die Stille hier aufzusaugen. Tagsüber ist es ein faszinierendes Relikt der Industriegeschichte – nachts aber entfaltet sich eine andere, fast unheimliche Magie.
Vielleicht liegt es nur an den Schatten, vielleicht am Wind. Doch wenn man allein zwischen den hohen Betonwänden steht, versteht man, warum die Legende von Red Eyes bis heute weiterlebt.
Nach diesem unheimlichen Erlebnis brachen wir auf, gespannt auf die nächsten Abenteuer, die uns auf der Reise erwarten würden.
So führte uns der Weg weiter nach Twillingate – eine Strecke voller Eindrücke, durch kleine Orte und vorbei an endlosen Küsten. Auch hier fanden wir einen Campingplatz mit allen Anschlüssen, die man brauchte: Frischwasser, Abwasser und Strom. Ach ja, und wir konnten unsere Wäsche waschen. Trocknen nur ein bisschen, da uns die Münzen ausgingen. Aber saubere Wäsche war wieder im Schrank bei unserer Abfahrt am nächsten Tag.
Der Tag wurde wieder mit einem leckeren Abendessen in unserer Kombüse und einer anschließenden Scrabble Runde beendet.
Unser größtes Abenteuer 2024 – Part 4
2024, Neufundland 2024Mit der Fähre erreichten wir Neufundland. Als wir das Wohnmobil von der Fähre rollten, schlug uns die salzige Meeresluft entgegen und der Wind zerrte an unseren Jacken – wir fühlten uns wie echte Entdecker, die am Rand einer neuen Welt stehen. In der klaren Nacht mischte sich der Geruch von nassem Holz und entfernten Pinien mit dem Brummen der Motoren und dem gedämpften Klopfen der Wellen gegen die Bordwand. Unsere Herzen pochten schneller, ein Kribbeln aus Aufregung und Vorfreude lag in der Luft.
Unser größtes Abenteuer 2024 – Part 5
2024, Neufundland 2024Schon auf der Fahrt nach Brent’s Cove fragte ich mich immer wieder: Werden wir wirklich einen Eisberg sehen, oder bleibt dieses Abenteuer ein ferner Traum? Die Straße schlängelte sich holprig durch Wälder, das Wohnmobil vibrierte mit jedem Schlagloch und draußen peitschte der Wind an die Fenster. Mit jedem Kilometer wuchs meine Spannung – und dann lag er plötzlich da.
Unser größtes Abenteuer 2024 – Part 6
2024, Neufundland 2024Der Nebel hüllte die Landschaft in ein wattiges, silbergraues Tuch, während feiner Sprühregen die Haut prickelnd kühlte und ein salziger Duft nach Algen und feuchtem Holz in der Luft lag. In Bonavista begegneten wir den Papageientauchern, deren leuchtend orangefarbene Schnäbel wie glühende Funken durch das gedämpfte Licht blitzten. Ihr Gefieder schimmerte im Regen, als hätten sie sich Farben aus dem tiefsten Blau und Grün des Ozeans geborgt. Die Möwen kreischten, das Meer rauschte und in regelmäßigen Abständen klatschte eine kräftige Welle an die Felsen – eine Sinfonie aus Naturklängen, die alles andere ausblendete.