26. Mai – Corner Brook – Port au Port

So langsam rückte das Ende unserer Zeit in Neufundland näher. Die Tage zählten sich wie von selbst herunter, und wir fragten uns, was wir bis zur Abreise noch erleben könnten. Warum nicht einmal etwas völlig anderes probieren? Nach all den Wanderungen und Naturerlebnissen beschlossen wir, eine Runde Golf einzulegen – im Blomidon Golf Resort in Corner Brook.

Die Fahrt dorthin führte uns von Woody Point über die Bonne Bay Road und den Trans-Canada Highway. Rund 116 Kilometer lagen vor uns, etwa zwei Stunde – genug Zeit, um die Landschaft noch einmal in Ruhe aufzusaugen.

Der Golfplatz selbst liegt malerisch am West Valley Road, eingebettet zwischen den Blomidon Mountains und der Bay of Islands. Es war vielleicht nicht das perfekte Golfwetter, aber immerhin: kein Regen! Und nach den letzten Tagen fühlte sich das schon wie Luxus an. Also machten wir uns auf den Platz.

Eine Runde Golf war ein willkommener Kontrast zu den vielen Wanderungen der vergangenen Tage. Statt schwerer Wanderschuhe standen wir nun mit Schlägern in der Hand auf gepflegtem Grün, während im Hintergrund die Berge und das Meer ein Bild abgaben, das man so schnell nicht vergisst. Wir spielten ohne großen Ehrgeiz, einfach zum Spaß – und genau so sollte es auch sein.

Am Ende des Tages hatten wir das Gefühl, Neufundland von einer anderen Seite kennengelernt zu haben. Ein Stück Ruhe, ein bisschen Spiel – und doch wieder umgeben von der Schönheit, die diese Insel so einzigartig macht.

Mit der Fähre erreichten wir Neufundland. Als wir das Wohnmobil von der Fähre rollten, schlug uns die salzige Meeresluft entgegen und der Wind zerrte an unseren Jacken – wir fühlten uns wie echte Entdecker, die am Rand einer neuen Welt stehen. In der klaren Nacht mischte sich der Geruch von nassem Holz und entfernten Pinien mit dem Brummen der Motoren und dem gedämpften Klopfen der Wellen gegen die Bordwand. Unsere Herzen pochten schneller, ein Kribbeln aus Aufregung und Vorfreude lag in der Luft.

Schon auf der Fahrt nach Brent’s Cove fragte ich mich immer wieder: Werden wir wirklich einen Eisberg sehen, oder bleibt dieses Abenteuer ein ferner Traum? Die Straße schlängelte sich holprig durch Wälder, das Wohnmobil vibrierte mit jedem Schlagloch und draußen peitschte der Wind an die Fenster. Mit jedem Kilometer wuchs meine Spannung – und dann lag er plötzlich da.

Der Nebel hüllte die Landschaft in ein wattiges, silbergraues Tuch, während feiner Sprühregen die Haut prickelnd kühlte und ein salziger Duft nach Algen und feuchtem Holz in der Luft lag. In Bonavista begegneten wir den Papageientauchern, deren leuchtend orangefarbene Schnäbel wie glühende Funken durch das gedämpfte Licht blitzten. Ihr Gefieder schimmerte im Regen, als hätten sie sich Farben aus dem tiefsten Blau und Grün des Ozeans geborgt. Die Möwen kreischten, das Meer rauschte und in regelmäßigen Abständen klatschte eine kräftige Welle an die Felsen – eine Sinfonie aus Naturklängen, die alles andere ausblendete.