14. Mai – The Rooms und ein nasser Abend

Der Regen hatte uns weiterhin fest im Griff. Gut, dass wir im Museum „The Rooms“ Unterschlupf fanden – drinnen war es wenigstens trocken und die Ausstellungen boten einen spannenden Einblick in Kultur und Geschichte, während draußen die Welt weiter vor sich hin tröpfelte.

Nachmittags machten wir uns auf den Weg nach Quidi Vidi. Der Spaziergang dorthin zog sich über mehr als 5 Kilometer – mit jedem Schritt wurden unsere Schuhe ein bisschen durchweichter. Natürlich gab es weit und breit kein Taxi, keinen Bus und schon gar kein Uber. Aber hey, wer Neufundland wirklich erleben will, muss halt auch mal durch Pfützen hüpfen!

Im urigen Brauhaus angekommen, ließen wir unsere Sachen über der Stuhllehne dampfen und ließen uns von der Bierauswahl überraschen – das eine schmeckte nach Wald, das andere eher nach Regenwetter. Wir nahmen es – wie immer – mit Humor und bestellten noch eine Runde. Immerhin: Wer braucht schon trockene Socken, wenn das Bier kalt ist und das Essen wärmt?

Glücklicherweise stand irgendwann dann doch ein Uber vor der Tür, und wir gondelten satt, zufrieden und leicht beschwipst zurück zum Campingplatz. Wir lachten noch über unsere abenteuerliche Odyssee durch St. John’s und beschlossen, dass wir Neufundland jetzt wirklich in all seinen Facetten kennengelernt hatten – jedenfalls, was nasse Füße und spontane Brauereibesuche angeht.

Der Nebel hüllte die Landschaft in ein wattiges, silbergraues Tuch, während feiner Sprühregen die Haut prickelnd kühlte und ein salziger Duft nach Algen und feuchtem Holz in der Luft lag. In Bonavista begegneten wir den Papageientauchern, deren leuchtend orangefarbene Schnäbel wie glühende Funken durch das gedämpfte Licht blitzten. Ihr Gefieder schimmerte im Regen, als hätten sie sich Farben aus dem tiefsten Blau und Grün des Ozeans geborgt. Die Möwen kreischten, das Meer rauschte und in regelmäßigen Abständen klatschte eine kräftige Welle an die Felsen – eine Sinfonie aus Naturklängen, die alles andere ausblendete.

Schon auf der Fahrt nach Brent’s Cove fragte ich mich immer wieder: Werden wir wirklich einen Eisberg sehen, oder bleibt dieses Abenteuer ein ferner Traum? Die Straße schlängelte sich holprig durch Wälder, das Wohnmobil vibrierte mit jedem Schlagloch und draußen peitschte der Wind an die Fenster. Mit jedem Kilometer wuchs meine Spannung – und dann lag er plötzlich da.

Mit der Fähre erreichten wir Neufundland. Als wir das Wohnmobil von der Fähre rollten, schlug uns die salzige Meeresluft entgegen und der Wind zerrte an unseren Jacken – wir fühlten uns wie echte Entdecker, die am Rand einer neuen Welt stehen. In der klaren Nacht mischte sich der Geruch von nassem Holz und entfernten Pinien mit dem Brummen der Motoren und dem gedämpften Klopfen der Wellen gegen die Bordwand. Unsere Herzen pochten schneller, ein Kribbeln aus Aufregung und Vorfreude lag in der Luft.