13. Mai – St. John’s und Signal Hill

Nach Tagen voller Regen genossen wir endlich trockenes Wetter, auch wenn der kräftige Wind auf Signal Hill uns fast die Mützen vom Kopf wehte. Signal Hill, berühmt für seine Rolle in der Geschichte der transatlantischen Funkübertragung, empfing uns mit spektakulären Ausblicken auf das tobende Meer und das bunte Häusermeer von St. John’s. Der Spaziergang entlang der Wanderwege fühlte sich beinahe wie eine kleine Expedition an – immer wieder blieben wir stehen, um die steilen Klippen und das Spiel der Wolken über dem Wasser zu bestaunen. „Hier oben kann man spüren, wie nah Wildnis und Zivilisation beieinanderliegen“, meinte Sascha, während ich ein Foto nach dem anderen schoss.

Die nächste Überraschung folgte am Nachmittag: Endlich öffnete der erste Campingplatz der Stadt, der weitläufige Pippy Park, seine Tore. Eingebettet zwischen sanften Hügeln am Stadtrand bietet er nicht nur Stellplätze für jedes Wohnmobilformat, sondern auch lauschige Picknickplätze, kleine Wanderwege und sogar ein Naturkundemuseum ganz in der Nähe. Während Sascha voller Vorfreude von der bevorstehenden Dusche außerhalb des Wohnmobils schwärmte („Endlich mal richtig heißes Wasser und genug Platz, ohne dass dir das Handtuch ständig von der Tür rutscht!“), fand ich unsere kleine Borddusche nach wie vor vollkommen solide.

Nach dem Einchecken machten wir uns erneut auf den Weg ins Zentrum. Am Abend gönnten wir uns ein leckeres Essen aus unserem Vorrat und ließen den Tag entspannt mit ein paar Runden Scrabble ausklingen. Besonders Sascha hatte an dem Abend einen Lauf und legte das Wort „Quiddity“ – was für Gelächter sorgte, weil wir beide erst einmal nachschauen mussten, ob das überhaupt ein echtes Wort ist. Draußen wurde es langsam dunkel, und mit dem leisen Rauschen des Windes in den Baumwipfeln ringsum fühlte sich der Tag wie ein kleines Abenteuer an, das uns mit Vorfreude auf die nächsten Etappen erfüllte.

 

Der Regen prasselte unaufhörlich auf unser Wohnmobil und ließ die Landschaft in grauen Schleiern verschwimmen. Die Fensterscheiben waren beschlagen, und der Duft nach nasser Erde und Tannennadeln drang durch die winzigen Spalten, wenn wir lüfteten.

Von Deer Lake aus, das für uns eher eine Durchreisestation war, machten wir uns auf den Weg nach Gros Morne. Unser Ziel war Woody Point, ein kleiner Ort am Rand des Nationalparks, der uns für die nächsten Tage als Basis diente. Schon bei der Ankunft auf dem Campingplatz wurden wir herzlich begrüßt – diese Offenheit und Hilfsbereitschaft sollte uns noch öfter begegnen.

Manche Tage brennen sich tief ins Gedächtnis – dieser war so einer. Die Tablelands standen ohnehin weit oben auf unserer Liste. Diese kargen, rot-orangefarbenen Hügel sehen aus wie von einem anderen Planeten. Es ist ein seltsames Gefühl, dort zu stehen und zu wissen, dass man über Gestein läuft, das normalerweise tief im Erdinneren verborgen liegt.